Ein langer Wunsch soll endlich Wirklichkeit werden. Wir wollen Polarlichter erleben! Aber nicht im kalten Winter, sondern im September, wenn die nächtlichen Temperaturen noch einigermaßen angenehm sind, die Nächte schon dunkel werden und zumindest kein Vollmond ist.
Die Wahrscheinlichkeit Polarlichter zu sehen hängt von der Aktivität der Sonne, dem geographischen Standort und der Dunkelheit ab, je näher am magnetischen Pol desto einfacher sind sie selbst bei geringerer Sonnenaktivität oder mäßiger Dunkelheit zu sehen. Damit ist klar, wir müssen weit nach Norden über den Polarkreis. Da das Wetter nicht berechenbar ist, wollen wir bleiben bis wir Polarlichter gesehen haben, ohne Druck zurückfahren oder zurückfliegen zu müssen. So entscheiden wir uns für die Fahrt mit dem eigenen Auto und der Fähre von Kiel nach Oslo. Wir wollen auf die Lofoten.
Norwegen begrüßt uns mit Sonnenschein und phantastischen Herbst-Landschaften, die so farbig intensiv sind wie der bekannte Indian Summer in Nordamerika. Die Wettervorhersage hatte häufig für die Nächte klaren Himmel vorausgesagt, aber meistens nicht gehalten. Wir sind in Mo i Rana als die Vorhersage bedeckte Nächte in Norwegen, aber klare Nächte in Teilen Schwedens gleich hinter den Bergen vorhersagt. Und wir haben Glück. In Mo i Rana gibt es eine der wenigen Straßen hier im Norden durch die Berge nach Schweden. Also fahren wir nach Sorsele in Schweden und werden bei Ankunft mit bestem Wetter belohnt. Auf Empfehlung geht es weiter über Schotterpisten auf den Nalovardo. Und hier holt uns das norwegische Wetter ein, mit Sonnenuntergang zieht eine Wolkendecke über uns. Das wars, wir fahren frustriert zurück zum Hotel.
Geschafft, wir sind in Hamnøy auf den Lofoten. Nach einer Fahrt durch die phantastischen Landschaften in Norwegen und Schweden vergingen fast 2 Wochen bis wir am 24.09.22 endlich großflächig einen klaren Himmel haben
und unser erstes Polarlicht bestaunen können. Aber nun war es soweit. Schon ab etwa 21:30 Uhr zeigen sich weiße rauchartige Wolken mit leichtem, grünen Schimmer am Himmel. Nur die Kamera zeigt auf dem Display das Polarlicht faszinierend grün. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus! Der Kamerasensor meiner Fuji XT-10 mit dem Samyang f2.0 12mm glüht! Aber nach etwa 90 Minuten ist dann alles plötzlich vorbei.
Wir erwarten weitere klare Nächte und wollen weiter Richtung Narvik . Meine Apps für die Vorhersage von Polarlichtern sagen einen Kp-Wert von 3 voraus. Der Kp-Wert ist ein Maß für die Intensität der Polarlichter auf einer Skala von 0 bis 9. Geschwindigkeit und Dichte des Sonnenwinds, die sowohl die Intensität, Struktur und Lebendigkeit des Polarlichts bestimmen, sind nur mäßig angesagt. Dennoch, das sollte hier weit nördlich des Polarkreises für beste Polarlichter reichen. So finden wir bei sonnigen Wetter ein schönes, abgelegenes Hotel in Sandtorgholmen auf den Vesterålen. Und wir werden nicht enttäuscht. Schon kurz nach 21 Uhr beginnt wieder der Tanz der Lichter am Nachthimmel. Auch hier entfaltet sich die ganze Farbpracht nur mit der Digitalkamera. Mit dem Auge ist eine riesige, beeindruckend weiße Rauchfahne mit leicht grünem Schimmern zu sehen. Was waren das für eine einmalige Polarlichter! Einfach Klasse!
Unsere Reise geht weiter, Richtung Süden, Richtung Heimat. Und auch in den folgenden Nächten gibt es ab und zu wieder klare Nächte mit Polarlichtern. Sie sind nicht so intensiv wie auf den Lofoten, sie sind anders und auf ihre Art faszinierend.
In Innhavet in der Gemeinde Hamarøy liegt gegenüber unserem Hotel ein Campingplatz, auf dem wir einen nicht zu hellen Platz mit Nordsicht für unsere Suche finden.
Und tatsächlich zeigen sich Polarlichter, die wir sogar grüner sehen als zuvor. Zusätzlich zeigt sich ein rötlicher Schimmer über dem grünen Band. Von den Campern ist niemand zu sehen, sie genießen wohl die hyggelige Atmosphäre im Wohnmobil.
Am letzten Abend vor der Überfahrt nach Kiel sind wir in Viken etwa 20 km vor Oslo und bereiten uns auf die Nacht vor, als mein Handy aktuelle Polarlichter für Oslo meldet. Ein starker Sturm ist angekündigt. Und tatsächlich, man sieht trotz der hellen Umgebung im Norden ein helles Polarlicht. Aber es hält nur einige Minuten, dann ist es mit den Augen nicht mehr zu sehen, wohl aber mit der Kamera bei hoher Empfindlichkeit. Allerdings ist die Umgebung so hell, dass ich mit der Kamera nicht länger als 3 Sekunden belichten kann. Auch hier ist rötlich-violettes Polarlicht über dem grünen Band zu erkennen.
Großartig, atemberaubend und Gänsehaut pur! Super schön! Es freut mich, daß Ihr so eine tolle Zeit hattet! Danke für das Teilhaben lassen! LG Inge
Danke, danke. Polarlichter selbst erlebt zu haben ist schon etwas Besonderes. Vielleicht fahrt ihr ja doch mal irgendwann hin :-).
wunderbare Fotos und toller Bericht, da will man nur noch nach Skandinavien und auf die Lofoten, um selber mal die Polarlichter zu sehen.
Aber mit deinem Bericht waren wir ja auch schon ein bisschen dort.
Danke Ela